Natürlich esse ich auch sehr gerne Döner, Currywurst und Chinapfanne. Und auch mal gegrillte Langustine an Holunder-Wacholdervinaigrette. Aber am längsten esse ich schon Schnitzel mit Bratkartoffeln. Die Kartoffel ist etwas tiefer in dieser Region verwurzelt, obgleich sie auch erst vor 250 Jahren hier ankam. Dafür aber mit aller Macht [i], sozusagen staatlich oder königlich gefördert. Die amerikanische Knolle hatte die Bevölkerung Preußens vom launischen Weizen unabhängig gemacht und die Feldküchen mit kalorischem Rohstoff versorgt.
Die Beilage vom Vortag kann aufgeschnitten gebraten werden. Und während die Bandbreite des zu erwartenden Geschmackserlebnisses bei der Salzkartoffel nicht allzu groß ist – Knollenliebhaber werden widersprechen – gleicht kein Bratkartoffelgericht dem anderen. Die wichtigsten Zutaten sind Liebe, Fokus, Geduld. Auch Erfahrungen und die richtige Küche begünstigen die Qualität des Ergebnisses. Meine Pfannen sind immer zu klein, mein Appetit zu groß und mir fehlt die Geduld.
Wenn ich aber unterwegs bin – und das bin ich dann eher in der Mark als in Ostasien – treibt mich die Neugierde nicht nur zu Wasser und Land durch die Natur, sondern auch in die Wirtshäuser zur Einkehr. Was für ein schönes Wort! Mensch ist zu Gast. Mensch wird bewirtet. So ein Ereignis ist weit mehr als pure Nahrungsaufnahme. Der Weg ist schon das Ziel eines Ausfluges. Aber schön ist auch, irgendwo zu landen. Neben dem eigentlichen Mahl tragen Ambiente, Gastlichkeit und vielleicht der Blick aus dem Fenster zum Gesamterlebnis bei.
Und wenn möglich, bestelle ich Bratkartoffeln. Das ist riskanter als das Ordern aller anderen Beilagen. Gefühlt ist es jedes vierte Mal ein Fehler und jedes dritte Mal keine Erfüllung. Oft jedoch sind die Bratkartoffeln eine Entdeckung. Und diese möchte ich mit euch teilen. Ich geniere mich noch etwas, am Tisch rumzuknipsen. Ich bin mir auch der Trivialität des Themas bewusst, sehe aber den Blog als Schreibübung und Spielwiese fürs Webpublishing. Ich hoffe, dass diese Veröffentlichungen den einen oder anderen Entdecker dieser Seite unterhalten und vielleicht zu einem Besuch in den empfohlenen Lokalitäten inspirieren. Was nicht empfohlen werden kann, lasse ich einfach weg.
Guten Appetit!
*) Ich hatte mich in der ersten Fassung dieser Seite an den und die Leser:in gewandt. Nun habe ich mich für das generische Maskulinum entschieden und möchte auch all diejenigen Esser einschließt, die weder Esser noch Esserin sind.
[i] Als sogenannter Kartoffelbefehl ging die 1756 von Friedrich II erlassene „Circulare an sämtliche Landräte und Beamte wegen Anbauung der Tartoffeln“ in die Geschichte ein.