Jeder ist ein Schatz

Sieht man den Barnim nun politisch oder geologisch? Beschränkte ich mich auf das politische Gebilde, dürfte ich den Leser nur innerhalb der Kreisgrenze zu Bratkartoffeln verführen. Geologisch gesehen, könnten ich auch in Berliner Bratkartoffelpfannen hineinschauen, da der Barnim physisch das Geschiebe zwischen dem Berliner und dem Eberswalder Urstromtal beschreibt. Östlich wird der Moränenrücken vom Bruch der Oder begrenzt. Ich nehme es aber gar nicht so genau und schlage einfach den Bogen mit einem, na sagen wir mal eher fahrrad- als fußläufigem Zirkel um den heimischen Herd und …

… halte in Neuglietzen inne. Hohenwutzen kennt jeder, der preiswert in Polen tankt. Biegt man aber hinter dem letzten deutschen Straßenschild rechts ab, gelangt man nach Neuglietzen, das alte Kolonistendorf, das erst mit Hohenwutzen verschmolzen ist und heute zu Bad Freienwalde gehört.

Und gleich am Oderdeich befindet sich der Fuchsbau, ein Joint-Venture mit dem Getränkemarkt im gleichen Baukörper. Davor ist eine Terrasse aufgeschüttet und wer sich an einen der mit Wachstuch bespannten Tische setzt, wird bald gewertgeschätzt. Kaum hatte ich die laminierte Karte, die an der Tischtuchklammer im Wind wippt, überflogen, fragt mich die Wirtin: „Na Schatz, was soll’s denn sein?“ Die Entscheidung fällt leicht. Wenn man schon mal hier ist, Oderhecht natürlich mit Bratkartoffeln.

Der Fisch wird für den Gast persönlich gebraten. Die Bratkartoffeln auch. Die Kartoffeln wurden angekocht und sind handgeschnitten. Sie wurden mit etwas Speck – optional auch ohne – und einigen Zwiebeln in großer Pfanne gebraten. Die Kartoffeln sind nicht zu einem Block verdichtet. Würde ich den Teller hochwerfen, so nähme jede Scheibe eine eigene Flugbahn. Tu‘ ich aber nicht. Auf dem Teller liegen sie appetitlich. Auch weil Frau Grafe, die Inhaberin, oder deren Tochter, deren Schatz ich bin, eine Hand voll Petersilie über das Bratgut streute.

Der Hecht ist gut durchgebraten und grätenfrei. Und mit Salatgarnitur zahlte ich keine fünfzehn Euro. Was will man mehr, hier komm‘ ich noch mal her!