„Die Wurzeln sollt ihr fressen, nicht die Früchte!“, soll er gesagt haben, der Alte Fritz. Im Alten Fritz, also im Gasthaus Zum Alten Fritz in Altlewin, lassen sich Kartoffeln speisen.
Altlewin liegt mitten im Bruch. Bruch nennt man heute die Landschaft, die nur noch durch den Namen an seine ursprüngliche Erscheinung erinnert. Platte, weite Felder sieht man heute, wo Slawen einst Aal, Hecht und Quappe aus dem von der Oder durchspülten Sumpf zogen. Mit fünf Metern über NN ragt das Dorf erheblich aus dem Bruch empor. Der Fund einer Suppenschüssel belegt, dass auf diesem Inselchen schon in der Bronzezeit (ca. 1500 Jahre v. Chr.) gekocht wurde. In Altlewin, das muss ich wegen der klangvollen Namen erwähnen, wird aus dem Jesargraben die Volzine – einst einer der vielen Arme der Oder, heute Melioration der mliegenden Äcker.
Der Schlei auf meinem Teller wurde aber vom Grund des Gamensees gezogen, nicht dem bei Tiefensee, sondern bei Krummenpfahl. Wegen der Poesie der Ortsnamen verzettle ich mich noch und komme nicht zum Wesentlichen.
Ich stellte fest, gedünsteter Fisch ist nicht so meins und zu der von mir gewünschten Beilage auch nicht passend. Vielleicht hätte das Exemplar aus Ordnung der Karpfenartigen auch noch eine viertel Stunde im Topf schwimmen können? Aber Schlei muss man essen, schon um ihn mal gegessen zu haben. Und was ich an diesem Sonnabend im Februar nicht schaffte, trug ich nach Hause und es schmeckte tags drauf in der Fischsuppe vorzüglich. Die Bratkartoffeln waren in Ordnung. Sie waren nicht exklusiv für mich gemacht, hatten aber eine angenehme Röstigkeit und fürs Auge fiel noch ein Schauer Schnittlauch auf die Portion hernieder. Aber was macht ein Essen zum Erlebnis? Nicht nur die Kartoffel, eher das Drumherum. Es beginnt mit dem Wirt, der den Gast Willkommen heißt. Dieses tun die Herren Dunkel aus Altlewin seit über hundert Jahren. Freilich ist ein Wirt, dessen Ahnen (na, fast) die Kartoffel von einem Hohenzollern überreicht bekamen, eine Institution. Verwunderlich nur, dass er kein Brandenburgisch spricht, fast hält man ihn für einen Zugezogenen. Aber Herr Dunkel vertritt selbstbewusst und bürgerlich das Märkisch Oderland. Bei der Bewirtung seiner Gäste wird er nicht nur von sehr Freundlichen Mitarbeiterinnen unterstützt, sondern auch von einem rotem Kater. Dem schmeckt der Schlei. Übrigens gehörte Altlewin bis 1952 zum Landkreis Oberbarnim. Dass der Alte Fritz nicht in Altlewin war, ist übrigens nicht verbürgt. Heute trüge er, zumindest im Winter, Strickmütze statt Dreispitz.