Ich sage immer Seewärts, da ich mit diesem Ausflugziel die Gaststätte am See und nicht das zwischen Chorin und Angermünde gelegene Straßendorf verbinde. Wer von Süden (B) anreist, muss den Ort durchqueren und hinten links abbiegen.
Ich hatte die Seeterrassen bei meinem Erstbesuch von hinten entdeckt. Mitten im Winter führte ich meine Familie um den See, den Serwester. Wege um den See gibt es nur auf alten Karten. Sie wurden umgepflügt. Das Ufer dient zum Rückzug unsere wilden Tiere. … Bricht dort ein Reh durchs Schilf? Oder war es ein Schwein? … Durch das schwere Gelände braucht man eher zwei Stunden zur Umrundung des Sees.
Fünf Kilometer regten den Appetit an und der Januar zog die letzte Wärme aus den Fingerspitzen. Ein Wirtshaus verspricht die Wanderkarte. Und dort wo auf der Karte Messer und Gabel verzeichnet sind, finden wir in der Landschaft eine gelbe Rauputzbaracke. Die Stille um und in ihr macht wenig Hoffnung auf Bratkartoffeln. Die Tür lässt sich öffnen. Der Saal ist eingedeckt, rote Servietten liegen lieb unter dem Besteck. Vielleicht warten sie auf die nächste Saison, vielleicht liegen sie schon hundert Jahre. Kein Ruf erhält Antwort. Doch hinter der vierten Tür sitzen zwei Frauen vor ihrem Sonntagsessen.
Natürlich gibt es Bratkartoffeln, mit allem, was wir uns dazu wünschen. Schnitzel, Wels und so wir wollen auch Rehgulasch. Die Bratkartoffeln wurden mit Liebe gemacht. Speck wurden ausgelassen, dann folgten Zwiebeln bevor die Kartoffeln in die Pfanne kamen. Es gibt ja Kochhandwerker, die nie bei sich selber essen würden. Es stehen in Küchen viele, die nicht berufen sind. Wer gerne auch sein eigenes isst, weiß wieviel Pfeffer und Salz auf eine Pfanne kommt. Zuletzt noch eine Hand voll Lauch. … und von dem Rehgulasch gar nicht erst zu reden.
Das Besondere, neben der Ruhe und dem Seeblick der Seeterrassen, ist die Freundlichkeit, die den Besucher zum Gast werden lässt. Wie schön ist es zu fühlen, dass man gemeint ist. Auch später im Jahr, als wir wiederkamen und keine Exklusivgäste waren. Wirtsleute können auf ganz verschiedene Weise ausstrahlen, Gastgeber zu sein. Es gibt die unterhaltende Plaudertasche, den servilen Oberkellner und …
Auf und in den Seeterrassen ist es die selbstverständliche Freundlichkeit, vielleicht mit einem Hauch Mütterlichkeit, die es einem wohl sein lässt.
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