Erlebnisgastronomie, ohne dass es auf dem Türschild steht.

Das letzte Mal suchte ich die nördlichste Baude Deutschlands an einem verregneten Apriltag auf. Am Feuer ließ ich meine Sachen trocknen, eine Frau in altrosa Kostüm spielte auf dem Akkordeon für sich und für leere Bänke Weisen voll Sehnsucht und Glück. Als ich das vorherige Mal hier war, strahlte die Sonne und glitzerte der Schnee. In der Waldschenke am Baa-See drängten sich die Menschen an den Tafeln und der Wirt sprang mit Waldhorn und Schnaps um das Feuer und erzählte von der Kapelle auf dem Grunde des Waldsees, die dorthin gesunken war, da der Graf von Sonnenburg sein Versprechen nicht hielt, das er der schönen Köhlertochter gegeben hatte. Der Wirt ist kein Zwerg, doch an der niedrigen Decke hängt im Dunkel allerlei Rat. Hier eine alte Mandoline, dort ein gebrochener Ski. All das verstärkt noch den Eindruck, der schon vor der Hütte im tiefsten Wald unter den höchsten Bäumen Brandenburgs und am hohen Ufer des finsteren Sees entsteht: Du bist an einem anderen Ort. Es könnte das Erzgebirge sein, vielleicht auch Mittelerde.

Fontane, als er hier vorbeikam, hatte keinen so starken Eindruck: „Was den Baa-See zu keiner tieferen Wirkung kommen lässt, ist wohl das, daß er jener Mischgattung von Seen angehört, die zu finster sind, um zu erheitern, und doch wieder zu heiter, um den vollen Eindruck des Schauerlichen zu machen“.

Ich möchte vom Smartphone wissen, wann der Regen aufhört. Doch ich habe nicht einmal GPS-Empfang. Um sich mit der Welt zu verbinden, müsste man eine Postkarte schreiben. Der gelbe Kasten am Giebel wird regelmäßig geleert.

Und auch dort, wo man sich vor dem Essen die Hände wäscht, erwartet mich vertraute Vergangenheit.

An der Luke kann ich mich mal wieder nicht entscheiden, für das, was zu Bratkartoffeln passt. Also wünsche ich das Sowohlalsauch. Mal gucken, was passiert.

Kesselgulasch mit Bratkartoffeln. Genau richtig gemacht. Und die Kartoffeln, um die es hier geht, sind so, wie sie sein sollen. Also wirklich aus der Pfanne und nicht aus Topf oder gar Vorratsbehälter. Jedes Stück Stärke ist noch für sich und nicht mit den Nachbarn verbreit. Kräuter, aus der Provence, Italien oder von der Heide vor dem Wald verströmen Aroma. Und nicht nur fürs Auge wurden von liebevoller Hand ein paar Lauchzwiebelscheibchen auf das Schüsselchen gestreut. Und wie in dem Bild zu sehen, wird in seinem Schälchen die Beilage zum Gericht.